"Ein historisches Schiff, das einem das Piet Hein-Gefühl vermittelt"
Nächstes Jahr ist es 75 Jahre her, dass die renommierte Werft De Vries-Lentsch aus Nieuwendam das Schiff Jantine entwarf. Der legendäre Yachtbauer entwickelte die Yacht im Auftrag eines ebenso berühmten Kunden. Die Familie Halbertsma aus Grou, Besitzer der bekannten Holzfabrik in Friesland. Nach Jahren treuer Dienste steht dieses gut erhaltene Familienerbstück nun zum Verkauf. Mit dem Nachfahren und jetzigen Besitzer von Jantine, Jan Mulder, tauchen wir in die Geschichte hinter diesem einzigartigen Boot ein.
125 Jahre Familienunternehmensgeschichte
Was mit der Herstellung von Butterfässern und Butterdosen begann, entwickelte sich zum Qualitätshersteller von Türen und Rahmen, aber auch von (Kasten-)Paletten in den Niederlanden. Das Familienunternehmen war nicht nur in Bezug auf die Lage am Wasser das schlagende Herz des friesischen Dorfes, sondern auch auf sozialer Ebene: anonyme Armutsbekämpfung, Sponsoring von Sportvereinen und die Gründung einer Feuerwehr. Auch mit einer eigenen Pensionskasse, einer Personalvereinigung und einer Betriebsgarage war sie ihrer Zeit voraus.
Auf diese Weise engagierte sich Halbertma für ihre Mitarbeiter und ihr Dorf. Das Familienunternehmen bestand nicht weniger als 125 Jahre weiter. Eine Zeit, in der auch Fabriken in Leeuwarden, Hoorn, Groningen, Lemmer und Scheemda gegründet wurden. Ein Unternehmen zu führen ist harte Arbeit. Es ist daher folgerichtig, dass auch die Halbertsmen ihre Entspannung suchten. Sie fanden es auf dem Wasser. Das Managementschiff 'Gretha' ist seit seiner Gründung ein Vergnügen. Doch als die Nachkommen wuchsen, reichte ein Familienboot nicht mehr aus.
Wahl für De Vries-Lentsch
"Meine Großmutter Tine Mulder-Halbertsma dachte, sie könnte am Wochenende mit ihren Kindern mit 'der Gretha' ausgehen", sagt ihr heute 68-jähriger Enkel Jan Mulder. "Es gab nur ein Problem; Ihr Bruder hatte sie gerade dazu geschlagen..." Ein Familientreffen später wurde beschlossen, ein zusätzliches Boot zu bauen. "Ein Cousin zweiten Grades der Familie bot eine Lösung an. Er war der Besitzer der bekannten Werft De Vries-Lentsch aus Nieuwendam." So wurde diese renommierte Werft zum Erbauer von Jantine. "Ein Schiff, das sowohl den Namen meiner Großmutter als auch meines verstorbenen Großvaters trug."
Das Hauptziel von Jantine war es, Entspannung zu bringen, wurde aber auch dazu genutzt, Kunden zu feiern. "Seit meiner Geburt im Jahr 1956 habe ich Tagesausflüge unternommen. Mit Oma, Tante Greet, meinen Eltern, meiner Schwester und manchmal sogar meinem Onkel und meiner Tante. Das fand ich wunderbar! Einmal im Jahr machten wir einen zweiwöchigen Sommerurlaub mit 'de Jantine'. Dann ging unsere Magd und Kapitänin Postma von der Holzfirma mit, so daß es uns an Bord an nichts fehlte. Das war einfach, denn 'die Jantine' hat sieben Kojen."
Der Augapfel der Oma
Von Roermond nach Heeg und von Rotterdam nach Antwerpen. "Jahrelang fuhr meine Großmutter jeden Sommer mit ihrer Tochter, dem Skipper und dem Dienstmädchen mit der 'Jantine' durch die Niederlande und Belgien. Auch als sie im Rollstuhl landete." Eine zweite Toilette und verbreiterte Türen auf der Backbordseite wurden eigens für sie geschaffen. "Mit zwei langen Gängen und zwei separaten Dachrinnen haben wir den Rollstuhl an Bord gerollt."
Wie verrückt Oma Tine nach dem Fahren war, wurde deutlich, als sie am Tag ihrer Entlassung mit dem Boot vom Amsterdamer OLV-Krankenhaus abgeholt wurde. "So konnte sie trotzdem bei der Eröffnung der Fahrsaison im Wassersportverein Frisia auf dem Pikmeer dabei sein. Aber mit der pavoisierten Jantine, denn das war ihr Augapfel."
Ab 1968 ging der Besitz der Jantine in die Hände von Jans Vater und seiner Tante Greet über. "Aber als mein Vater 1992 starb, wurde ich stolzer Besitzer des Familienerbstücks. Da "die Jantine" neben Vergnügungsfahrten auch immer für geschäftliche Zwecke für die Holzfabrik genutzt wurde, wurde das Schiff über die Jahre wunderbar gepflegt. Aber immer mit einem Blick für die wunderbare Geschichte der Yacht. Das Schiff atmet immer noch Geschichte und ist auf jedem Gewässer, auf dem es fährt, und in jedem Hafen, in dem es anlegt, ein Anblick."
Die Vernunft siegt über das Gefühl
Jetzt, da Jan 68 Jahre alt ist, nimmt er schweren Herzens Abschied von seiner Jantine. "Der Verstand siegt über das Gefühl. Körperlich bin ich immer noch in der Lage, auf dem Schiff zu fahren. Aber das kann sich in ein paar Jahren ändern. Wenn dieser Moment gekommen ist, hoffe ich, den richtigen Käufer für die ‚Jantine' gefunden zu haben. Denn dieses Schiff verdient einen Kapitän, der es zu schätzen weiß, eine Yacht zu fahren, die Ihnen das Piet Hein-Gefühl vermittelt. Wir nehmen uns die Zeit, den richtigen neuen Besitzer zu finden. Ich will es nicht verdrängen, aber nur, wenn das Gefühl stimmt."
Für Jan ist mit dem Schiff eine gewisse Nostalgie verbunden. Er erlebte wundervolle Reisen, kostbare Erinnerungen und unvergessliche Momente an Bord. "Ich war neun Jahre alt, als wir von Muiden über das IJsselmeer nach Lemmer fuhren. Wie so oft hatten wir auch unser Segelboot, ein 30m2 im Schlepptau. Wie aus dem Nichts tobte ein Sturm. Als wir nach draußen schauten, sahen wir in der Ferne einen Wirbelsturm auf uns zukommen und entdeckten, dass das Segelboot lose und nirgends zu sehen war. Wir mussten umkehren und kamen für eine Weile über die Wellen. Die Streusel flogen sogar vom Tisch. So etwas hatten wir noch nie erlebt!"
Aufregendes Jungenabenteuer
Seine Mutter rief ihre Kinder ins Schlafzimmer. "Als ich durch das Heckfenster schaute, verfolgte ich alles, was passierte. Ich sah, wie der Skipper umdrehte, zurückfuhr und von der 'Jantine' auf das Segelboot sprang, das ziemlich viel auf und ab schwankte." Währenddessen war an Bord bereits das Erbrechensgeräusch des Dienstmädchens zu hören. "Er war seekrank geworden von dem ausgelassenen Schaukeln..." Nachdem es dem Skipper gelungen war, das Segelboot wieder an die Leine zu nehmen und klatschnass auf das Deck zurückkehrte, nahm er Kurs auf Urk. »Auf dringenden Befehl meiner Mutter.«
Die Aufregung von damals ist Jan noch immer in Erinnerung geblieben. Aber das Gleiche gilt für die geselligen Momente, in denen das Glück jener Tage sehr verbreitet war. "An Bord gab es zwei Gewissheiten: Es gab Orangenkuchen mit echter Schlagsahne und Suppe von Minke, dem Assistenten meiner Großmutter. An Bord der »Jantine« ließ sie die Suppe lange in einer großen Pfanne in der Kombüse ziehen. Ich werde diesen schönen Geruch nie vergessen. Natürlich wurde die Suppe in einer großen Porzellansuppenterrine und in tiefen Tellern serviert, als Auftakt zu einem ausgiebigen Mittagessen."
Angenehme Abende an Bord
Nicht nur als Kind hat ihm Jantine viel Spaß bereitet. So war es auch später im Leben. "Das Schiff war der regelmäßige Schlafplatz von mir, meinem Bruder und meinen Segelfreunden während der Sneekweek. Wir sind jedes Jahr mit den Regatten darin gesegelt. Zuerst in der 30 m2 und später in der Yngling Klasse. Nach den Rennen hatten wir viele gemeinsame Festabende auf der Startinsel." Die Liebe zum Fahren und Segeln lehrte schon der Skipper der Jantine, Herr Postma, den kleinen Jan. "Ich durfte 'die Jantine' auf seinem Schoß fahren. Er hat mich wirklich erzogen. Oft durch kleine Fakten. Zum Beispiel, wie man hören kann, wenn man von tiefem in flaches Wasser fährt."
Als Kapitän der Jantine profitiert Jan bis heute davon. Vom Kribbeln auf dem Lek bis zum Anlegen im Bootshaus in Grou. "Ich mache mich ganz gut, aber Postmas Fahrkünste sind unübertroffen. "Er hat einmal mit meinem Vater eine Wette um eine Kiste Zigarren abgeschlossen. Er behauptete, er könnte "die Jantine" in der engen Schleuse von Lemmer um ihre Achse drehen lassen. Er hat diesen Worten alle Ehre gemacht, ohne Schaden zu nehmen. Während Jantine damals noch ein hölzernes Ruder mit Ketten besaß..."
In der Zwischenzeit wurde die Jantine in Sachen Antrieb und Lenkung den Anforderungen der damaligen Zeit angepasst. "Damit haben wir diesem geschichtsträchtigen Schiff eine neue Zukunft gegeben. Jetzt müssen wir nur noch den richtigen Kapitän finden."
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